Themen in 2024

Macht- und Rassismuskritik für die systemische Beratung und Therapie – Perspektiven für die eigene Praxis

Jessie Mmari + Ilja Gold 02./03.03.2024

In der systemischen Beratung und Therapie kommen Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten, Erfahrungen und Bedarfen zu uns. Unsere eigene Landkarte ist dabei geprägt durch unsere Erfahrungswelt. Umso wichtiger ist es, sich über eigene Bilder im Kopf und individuelle sowie institutionelle Leerstellen bewusst zu werden. Denn unterschiedliche Diskriminierungsformen – und so auch Rassismus – sind gesamtgesellschaftliche Phänomene, die auch in Kontexten von Beratung und Therapie strukturell verankert sind und dort ihre Wirkung entfalten.
Welches Bewusstsein habe ich für meine eigene gesellschaftliche Positioniertheit in Bezug auf Rassismus? Wie können wir unsere eigene Brille hinsichtlich der Verschränkung verschiedener Diskriminierungsformen schärfen? Welche Anknüpfungspunkte aber auch Widersprüche in systemischen Haltungen und Methoden bestehen aus macht- und rassismuskritischer Perspektive?
Wie kann ich Beratung von Menschen mit Rassismuserfahrungen verantwortungsvoll gestalten und Diskriminierung entgegenwirken?
Der Transfer in die Praxis und die Entwicklung eigener (selbst-) kritischer Gestaltungsmöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Die Referent_innen Jessie Mmari und Ilja Gold sind im Kontext Rassismus unterschiedlich positioniert und arbeiten in verschiedenen Bildungs- und Beratungssettings.

Kosten: 365€**

Heimliche oder unheimliche Beratung? – Chancen und Gefahren starker oder schwacher Kopplung

Matthias Ohler 04./05.05.2024

Wenn wir Beratungsbeziehungen – aus einer systemischen Sicht – als Beziehungen verstehen, die von allen Beteiligten her kündbar bleiben sollen (lose Kopplung), dürfte es da nicht ratsam sein, jegliche Hoffnung auf irgendeine Beheimatung (festere Kopplung) in ihnen zu konterkarieren? Wie würde sich das Konzept oder sogar die Sehnsucht Heimat hier aber doch dazu eignen, Sinnstiftendes zu ermöglichen? Ernst Bloch findet in seinem Verständnis von Heimat als etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war, eine Verbindung der beiden Pole: auf Zukunft gerichtete Sehnsucht nach Beheimatung und Heimat als etwas Herkünftiges (und vielleicht verlorenes). Bei Heimat scheint es sich um etwas zu handeln, das Zugehörigkeit und Sicherheit verspricht oder gar garantiert; eine eigenständige Qualität von Beziehung, die man eben nicht so mir nichts dir nichts soll aufkündigen können. Wie kann eine Beratungsbeziehung gestaltet werden, die dieses Spannungsfeld anerkennt und seine Potenziale nutzt?

Berufsrisiko Sekundäre Traumatisierung? Existenzielle Berührung und Selbstfürsorge in psychosozialen Arbeitsfeldern

Dr. Renate Jegodtkka 25./26.05.2024

Traumatisierende Erfahrungen sind langlebig und raumgreifend. Sie wirken in familiäre und andere soziale Beziehungen hinein, sie mischen Institutionen auf, verbreiten Stress, Gefühle der Unsicherheit und Leid. In der Psychosozialen Arbeit werden wir mit den individuellen und interaktionellen Reaktionen auf überwältigende Lebenserfahrung (wie z.B. Flucht, häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt) konfrontiert.
Die Auswirkungen dieser Arbeit auf die Fachkräfte und Möglichkeiten der Prävention Sekundärer Traumatisierung sind Inhalte dieses Seminars.
Neben fachlichem Input werden Strategien vorgestellt, die im Umgang mit Sekundärer Traumatisierung und Burnout-Symptomen hilfreich sind. Das Einbeziehen der Erfahrungen aus der Praxis der Teilnehmer*innen ist ausdrücklich gewünschter Bestandteil des Seminars.

Kosten: 365€**

Scham - eine tabuisierte Emotion

Dr. Stefan Marks 31.08.-01.09.2024

Scham ist eine schmerzhafte, oft übersehene Emotion, die in jeder Begegnung, in jeder Arbeit mit Menschen akut werden kann. Unerkannte Schamgefühle können z.B. zu Depression, Rückzug oder Sucht führen – oder in Zynismus, Trotz oder Aggression umschlagen. Daher ist es für alle, die mit Menschen arbeiten, wichtig, Scham zu erkennen und konstruktiv mit ihr umgehen zu können. Denn sie ist zwar schmerzhaft, hat aber auch positive Aufgaben: Scham ist, nach Leon Wurmser, die Hüterin der Menschenwürde.
In der Fortbildung werden (aus Sicht von Psychologie, Sozialpsychologie und Gehirnforschung) die grundlegenden Informationen über Scham vermittelt. Daran anknüpfend wird die Bedeutung des Themas erarbeitet: für die eigene Person, für die jeweilige Arbeit mit Menschen und für die Rahmenbedingungen dieser Arbeit.

Kosten: 365€**

"Mach' mir (nicht) so eine Szene" - Beratung von Paaren/ Eltern im Konflikt

Simon König 09.-10.11.2024

Beratung und Therapie von Eltern und Paaren mit hochkonflikthaften Beziehungsmustern ist für alle Beteiligten oft mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Auch wir als Beratende und Therapierende werden wortwörtlich herausgefordert, unsere Rolle zu verlassen und mit auf die Bühne des Geschehens gezogen. Während dieses Geschehens wird uns oft intensiv deutlich, dass wir nicht nur Be-handelnde sind, sondern auch be- handelt werden (Lorentzer, 1974). Inwiefern diese interdependenten Be- handlungsprozesse, die von Beteiligten nicht selten als sehr belastend beschrieben werden, auch als Chance verstanden werden können, soll u.a. Thema dieses Seminars sein. Ein vertieftes Verständnis der Dynamiken dieser Prozesse bietet Familiensystemen Möglichkeiten, eskalative Situationen zu unterbrechen und alternative Handlungsweisen zu entwickeln.
Im Seminar wird es u.a. darum gehen, sich mit den aktuellen Erkenntnissen bzgl. der Therapie und Beratung von hochkonflikthaften Eltern (Paaren) auseinander zu setzen. Im weiteren Verlauf werden wir uns mit dem besonderen Stellenwert von Auftragsklärungen und beraterischen Haltungen im Kontext von Hochstrittigkeit befassen.
Um einen möglichst erlebnisnahen Zugang zu ermöglichen, werden Übungen aus dem Improvisationstheater und Fallbeispiele aus der konkreten Praxis in das Seminar einfließen.

Kosten 365€

Unsere Gastdozent:innen

Renate Jegodtka

Dr. Renate Jegodtka

Lehrtherapeutin (SG), Systemische Therapeutin und Supervisorin (SG), Traumatherapie (PITT), Klinische Hypnose (MEG), Traumafachberatung (DeGPT), Dozentin Systemische Traumapädagogik und Traumafachberatung (DeGPT/FV-Traumapädagogik), Forschung zum Thema "Berufsrisiko Sekundäre Traumatisierung".
systemische-traumapaedagogik.de

Dr. Stephan Marks

Dr. Stephan Marks

Supervisor und Sachbuchautor; er bildet seit vielen Jahren Menschen, die mit Menschen arbeiten, über Scham und Menschenwürde fort, vorwiegend im deutschsprachigen Raum und in Lateinamerika.

Simon König

Simon König

Psychologiestudium (M.Sc). Schwerpunkt Familienpsychologie (systemische Ausrichtung), Psychologe in einer Familienberatungsstelle, approbierter psychologischer Psychotherapeut (tiefenpsychologisch fundiert) in eigener Praxis und Dozent an verschiedenen Ausbildungsinstituten. Seit 2010 spielt und lehrt er Improvisationstheater in verschiedenen Kontexten und ist Gründungsmitglied verschiedener Sozial- und Kunstprojekte.

Jessie Mmari

Jessie Mmari (sie/ihr/ keine Pronomen)

Dipl. Sozialpädagog:in, Systemische Familientherapeut:in [DGSF], DBT – Trainer:in und Bildungsreferent:in zu Macht – und Rassismuskritik, langjährige Tätigkeit in der psychosozialen Beratung und der ambulant aufsuchenden Arbeit von Familien und Einzelpersonen, Beratung und Therapie für mehrfachmarginalisierte Menschen, Fortbildungen und Workshops für Institutionen und Vereine zu macht – und rassismuskritischen Fragen.

Ilja Gold

Ilja Gold (er/ihn)

Politik- und Erziehungswissenschaftlen sowie Organisationsentwicklung, Referent für politische Bildung, Systemischer Berater (DGSF), wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln, professionsbezogene Auseinandersetzung mit macht- und rassismuskritischen Fragen vor dem Hintergrund der eigenen weißen Positionierheit.

Matthias Ohler

Matthias Ohler, M.A.

Jahrgang 1960. Philosoph, Linguist, Systemischer Berater, Musiker, Autor. Mitbegründer des Ludwig-Wittgenstein-Instituts. Geschäftsleiter des Carl-Auer Verlags und der Carl-Auer Akademie. Dozent und Ausbilder in eigenen Weiterbildungsreihen sowie bei Hochschulen, Kliniken und Weiterbildungsinstituten. Wissenschaftliche, literarische und musikalische Veröffentlichungen.

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